Mutig machen

Mutig machen

Wenn man sich als Journalist einen Interview-Partner backen könnte, wäre er offen, umgänglich, gesprächig und für den einen oder anderen Spaß zu haben. So einer ist der Familienunternehmer und neue Präsident von DIE FAMILIENUNTERNEHMER, Reinhold von Eben-Worlée (60), Geschäftsführender Gesellschafter der E. H. Worlée & Co. KG, einer Unternehmensgruppe mit einer 166jährigen Geschichte, die er 1995 von seinem Vater übernahm und in der 5. Generation von Hamburg Billbrook aus führt.

Der Standort der Worlée NaturProdukte GmbH ist wohl nicht zufällig gewählt, denn hier, in einem Gewerbegebiet am Rande Hamburgs, gibt es keine Nachbarn, die sich über den "Duft" beschweren könnten,der einem hier um die Nase weht. Es liegt der Geruch von Zwiebeln in der Luft. Vielen Zwiebeln.Hier veredelt, prüft, entkeimt und verarbeitet von Eben-Worlées Unternehmen Grundstoffe für die Lebensmittelindustrie. Dafür häckseln, mahlen, sieben und verpacken in Hamburg ohrenbetäubend laute Maschinen Obst, Gemüse, Nüsse, Gewürze, Tee und überhaupt alles was getrocknet einen langen Transport übersteht. Natürlich alles unter strengen hygienischen Bedingungen und unter den wachsamen Augen der Mitarbeiter - denn eine Verunreinigung der Produkte wäre katastrophal. Ein weiterer Zweig des Unternehmens produziert außerdem Rohstoffe für Farben, Lacke und Beschichtungen,ein dritter Rohstoffe für Kosmetika.So umfangreich wie die Produktpalette, die das Unternehmen des Vaters dreier Töchter anbietet, sind auch seine ehrenamtlichen Aktivitäten: Unter anderem ist er Präsidiumsmitglied des Verbands der Chemischen Industrie, Vizepräsident des Hamburger Übersee-Clubs,Vizepräsident der Unternehmensverbände Hamburg und Schleswig-Holstein und, und, und.
Seit seiner Wahl am 19. Mai hat sein neues Amt jetzthöchste Priorität: "Ich fahre gerade einige meiner Ämter zugunsten der neuen Aufgabe bei DIE FAMILIENUNTERNEHMER zurück. Ich möchte mich ja in den Verband einbringen und kann nicht überall zur gleichen Zeit sein." Erste Pläne hat der Neue an der Spitze, der bereits seit fast 33 Jahren Verbandsmitglied ist, auch schon: "Der Schwerpunkt unseres Verbandes lag und liegt für mich schon immer im Von-einander-lernen. In dieser Hinsicht bietet der Verband bereits viele Dienstleistungen und Veranstaltungen auf Regional- und Bundesebene. Aber ich denke, man kann den Mehrwert für die Mitglieder noch weiter erhöhen. Dazu werde ich zusammen mit dem Vorstand einen Plan erarbeiten".Präsident bei DIE FAMILIENUNTERNEHMER, weitere Ehrenämter, die Geschäftsführung eines Unternehmens mit 300 Millionen Euro Umsatz und 600 Mitarbeitern plus Familienleben - Wie bekommt man so viele Aktivitätenunter einen Hut?Reinhold von Eben-Worlée: "Ich habe das Glück,ein Team zu haben, das mir den Rücken frei hält. Ohne Teamwork geht es nicht." Ob Teamwork, Teambuilding oder Teamfähigkeit - von Eben-Worlée lebt die Gemeinsam-sind-wir-stärker-Einstellung. Und das Wort Team soll im Interview noch ein paar Mal fallen. Die bisherige Arbeit des Verbandes? Eine tolle Teamleistung! Dass das nicht leeres Management-Sprech ist, spürt man überall beim Rundgang durch die verschiedenen Abteilungen in seinem Unternehmen. Ob Produktmanager, Arbeiter oder Laboranten - die Stimmung unter den Mitarbeitern und deren Umgang mit dem Chef sind locker. Es werden Späße gemacht. Und von Eben-Worlée macht mit.
Beim Foto-Shooting, im fast fertigen Verwaltungsneubau nebenan, versprüht der Hanseat bei der Arbeit mit der Fotografin auf dem Balkon der brandneuen Show-Küche nicht nur seinen Charme. Beherzt pustet er für die Kamera verbandsmagenta-farbenen Rote-Beete-Extrakt in den böigen Hamburger Wind. Das Resultat: Rotes Gesicht, Flecken auf Hemd und Hose. Der traut sich was! Aber was war das Mutigste, das von Eben-Worlée je gewagt hat? "Das war die Übernahme der Leitung der Chemie-Sparte bei uns im Unternehmen: In den 80er Jahren wollten wir unsere Produktion verdoppeln, kamen aber mit den damaligen neuen Gesetzen nur sehr schlecht zurecht", erzählt von Eben-Worlée. Dieser Posten wurde ihm als junger Mann von seinem Vater angeboten, als der ursprünglich leitende Mitarbeiter unerwartet ausfiel. Nach anfänglichen Zweifeln, ob er das auf der Kippe stehende 20-Millionen-Projekt übernehmen sollte, entschied er sich dann doch dafür. "Zum Glück, wie sich herausstellte, denn mit der Wiedervereinigung konnten wir die Produktion hochfahren und unsere Kapazitäten am Standort voll auslasten." Durch seine große Entschlossenheit und seinem hohen persönlichen Einsatz hatte er eine hochmotivierte Mannschaft hinter sich gebracht, mit der er es gemeinsam schaffte, das Unternehmen kontinuierlich auszubauen - wahrscheinlich liegt dort auch der Ursprung für sein Teamwork-Faible.
Inzwischen ist von den holprigen Zeiten nichts mehr zuspüren und die Aussichten, dass in Zukunft eine seiner Töchter in das Unternehmen einsteigen könnte und das Unternehmen somit in Familienhand bleibt, sind ebenfalls günstig: "Meine Töchter zeigen glücklicherweise alle Interesse am Unternehmen, meine älteste Tochter macht gerade ein Praktikum in der Produktion. Wie das Engagement meiner Töchter letztendlich bei Worlée aussehen wird, wird sich aber noch zeigen", so der Unternehmer. Denn ein Unternehmen kann sowohl für Unternehmer als auch für die Mitarbeiter eine gute Plattform zur Verwirklichung der persönlichen Inspiration sein.Und wann war der Privatmann von Eben-Worlée das letzte Mal mutig? "Das war wahrscheinlich, als ich Lutz Goebel zugesagt habe, mich für die Präsidentschaft im Verband zu bewerben."

Kurz-Biografie

Reinhold von Eben-Worlée

wurde 1957 in Hamburg geboren. Nach seinem Abitur am Internat Louisenlund und einer Ausbildung zum Industriekaufmann studierte er von 1980 bis 1984 an der TFH-Berlin Lebensmitteltechnologie. Der Diplom-Ingenieur durchlief anschließend verschiedene Stationen und Standorte im Familienunternehmen, bevor er 1995 Gesellschafter und Geschäftsführer des Gesamtunternehmens wurde. Eben-Worlée ist verheiratet und hat drei Töchter.

 

Unternehmen

E. H. Worlée & Co. KG

Branche: Produzent und Händler von chemischen- und natürlichenRohstoffen für die Farben-, Lack- und Druckfarbenindustrie so wie für Kosmetik-, Lebensmittel- und Pharmahersteller
Gründung: 1851
Mitarbeiter: 600
Umsatz: 300 Millionen Euro (2016)

 

 
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