Marketing für einen revolutionären Klassiker

Marketing für einen revolutionären Klassiker

Auch Revolutionen können eine Renaissance erleben. So wie der z.stuhl, eine Idee des Designers Ernst Moeckl aus den 70er Jahren. Die Firma Pestel in Chemnitz hat sich die Rechte an dem Klassiker gesichert und ihn neu aufgelegt. Für Geschäftsführerin Liv Pestel erfüllt sich damit ein persönlicher Karrierewunsch.

Ich schwärme für starke Bilder, packende Botschaften und gestalterische Ideen.

 

Wie so oft bei Revolutionen spielte auch bei der Wiederauflage des z.stuhls der Zufall eine Rolle. „Mein Vater hat mir vor ein paar Jahren ein Exemplar zum Geburtstag geschenkt“, erzählt Liv Pestel und gesteht, dass dieses Liebhaber-Stück zunächst ein Dasein als Ablage fristete. Irgendwann habe sie auf einem Trödelmarkt drei z.stühle hinzugekauft und das Set bei einer Fachmesse für den Besprechungsbereich genutzt. „Daraufhin sprachen uns so viele Besucher auf die Stühle an, dass für mich feststand: Hier liegt eine Chance für die Firma und für mich persönlich.“

Normalerweise agiert die Pestel PUR-Kunststofftechnik GmbH & Co. als Dienstleister. Im Auftrag anderer Unternehmen fertigt sie Formen aus Metall an – jede davon ein Unikat – und schäumt darin aus Polyurethan beispielsweise Bauteile für Autos, Gehäuse für Medizintechnik oder Verkleidungen von Landmaschinen. Ein hauseigenes Produkt hingegen fehlte im Portfolio. „Der Designerstuhl aus Kunststoff kam als Ergänzung wie gerufen“, sagt Liv Pestel. Das Herstellungsverfahren sei anspruchsvoll und außer der Firma Pestel verfügten nur wenige Unternehmen über das nötige Wissen und die Anlagentechnik. Außerdem biete ein solches Produkt neue Möglichkeiten der Vermarktung. „Dank z.stuhl kann ich neben meinen technischen Interessen auch meine Leidenschaft für Design und Marketing einbringen.“

Liv Pestel hat in Köln und Toulouse Marketingmanagement und Wirtschaftspsychologie studiert und lange gezögert, ins Unternehmen ihres Vaters einzusteigen. Denn Werbung brauchen klassische Pestel-Produkte nicht. „Ich schwärme für starke Bilder, packende Werbebotschaften und gestalterische Ideen“, so die 31-Jährige. „Mit dem z.stuhl ist genau das bei uns nun auch gefragt.“ Die Firma Pestel passte das revolutionäre Designermöbel an aktuelle ergonomische Normen an, baute die Formen und bot zunächst eine limitierte Auflage von 100 Stück an. Seit Frühjahr 2022 wird in Serie produziert.

Beim Rundgang durch die Produktionshallen beweist Liv Pestel, dass sie nicht nur ein Händchen für Marketing hat. „Jedes einzelne Bauteil wird bei uns manuell abgeschliffen und lackiert“, sagt die Geschäftsführerin und zeigt auf einen frisch produzierten z.stuhl. „Bei ihm hier sind die Arbeitsschritte besonders aufwändig, weil er kaum gerade Flächen hat. Aber das Handwerkliche habe ich von Kindheit an gelernt.“ Gesagt, getan. Liv Pestel streift sich einen roten Kittel über, greift zu einem Stück Schleifpapier und legt los.

 

Zur Person

Liv Pestel

vermarktet die Wiederauflage der Designrevolution aus den 70ern mit der provokanten Botschaft "Ich will nicht berühmt sein, ich bin es."

 

Das Unternehmen

PESTEL PUR-KUNSTSTOFFTECHNIK GmbH & Co. KG

Branche: Kunststoffwaren, Gummi und Gummiwaren

Gründungsjahr: 1990

Mitarbeiter: rund 50

Umsatz: rund sieben Millionen Euro

 


 
Partner
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