Regionalkreis: München/Südbayern

Rückblicke

Prognos Impulsvortrag „Chancen 2022“

Der Regionalvorstand München/Südbayern lud am 01.07.2020 zu einem Online-Impulsvortrag mit Prognos-Chef Christian Böllhoff ein. Unter dem Titel “Chancen 2022 - Wie Familienunternehmer jetzt die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen“ erläuterte Herr Böllhoff seine Sicht auf die aktuelle Situation und die dadurch veränderten Zukunftstrends für die Wirtschaft. Rund 40 Familienunternehmer verfolgten online seine fundierten und offenen Einschätzungen der aktuellen Lage und den möglichen Auswirkungen in den kommenden Monaten und Jahren.

Die Prognos AG ist eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen in Europa mit Kernkompetenzen in Markttrends und Chancen. Prognos-CEO Christian Böllhoff stammt selbst aus einem mittelständigen Familienunternehmen, das in 4. Generation von seinen Brüdern geführt wird. Der Betriebswirt war unter anderem Geschäftsführer des Handelsblatts und führt seit 2003 die Prognos AG, die ebenfalls zu einem Familienunternehmen gehört. Herr Böllhoff ist quasi in doppelter Hinsicht ein hervorragender Gesprächspartner für uns Familienunternehmer.

Krisenzeiten verändern selten alles, sondern sind oft ein Katalysator für bereits bestehende Trends. Schwierige Themen, an die man sich nur zögerlich herangewagt hat, werden noch sichtbarer und deren Bewältigung noch dringlicher. Christian Böllhoff sieht darin durchaus eine heilsame Situation, denn wir werden gezwungen Dinge zu tun, die wir schon längst hätten tun müssen - auf politischer, wirtschaftlicher und auch persönlicher Ebene.

Bayern befindet sich dabei in einer hervorragenden Ausgangsposition. Alle 3 Jahre bringt Prognos den Zukunftsatlas heraus, der die Zukunftschancen aller 401 Landkreise in Deutschland beleuchtet. Dort finden sich viele bayerische Landkreise, speziell Oberbayern, immer auf einem der obersten Plätze wieder. Viele Landkreise profitieren hier von den erfolgreichen Zentren mit hervorragenden Infrastrukturen und Bildungsmöglichkeiten. Selbst bei der digitalen Infrastruktur, in der Deutschland teilweise weit hinter anderen Ländern zurückliegt, macht Bayern eine etwas bessere Figur.

Allerdings deckt die Krise auch Schwächen auf. So haben wir daran festgehalten, worin wir erfolgreich sind - Christian Böllhoff verweist hier explizit auf die Automobilbranche - und sind nicht genügend auf die Veränderungen durch die wachsende Elektromobilität und Digitalisierung eingegangen. Da die Coronakrise die ganze Welt betrifft und sich Deutschland soweit sehr gut schlägt, haben wir jetzt die Chance, aufzuholen.

Eine besonders große Herausforderung sieht Herr Böllhoff auf dem Arbeitsmarkt. Zwar hilft die deutsche Kurzarbeitslösung, Fachkräfte in der Krise zu erhalten, dennoch stellt der Fachkräftemangel ein großes Zukunftsproblem dar. Wir müssen nicht nur durch Hochschulen und Lehrberufe genügend gute Fachkräfte produzieren, sondern auch attraktive Standorte und den Lebenshaltungskosten angepasste Gehälter bieten. Essenziell ist auch die konsequente Weiterbildung unserer Mitarbeiter, da die Haltbarkeiten von Ausbildungen durch die ständig veränderten Arbeitsprozesse kurzfristiger geworden sind.

Für Fachkräfte befindet sich Oberbayern wiederum in einer sehr guten Situation. Zum einen sind weltweit wichtige Zukunftstechnologien wie Biotechnologie, Nanotechnologie, Luft- und Raumfahrttechnologie und auch Umwelttechnologie in Bayern sehr gut vertreten. Zum anderen kann man die dauerhafte Attraktivität der Region (Umgebung, Schulen, Lebensstandard) intelligent für das Arbeitgebermarketing nutzen.

Selbst wenn es im Herbst zu einer weiteren Krise kommt, ist Christian Böllhoff im Großen und Ganzen sehr zuversichtlich, dass das Wirtschaftsbarometer 2022 in Bayern auf Wachstum steht.

Am Ende des Impulsvortrags hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, Fragen zu stellen.


Ein Teilnehmer wollte wissen, in wieweit die Corona Pandemie dazu führen wird, dass Produktionen vermehrt nach Deutschland zurückgeholt werden und was das für den Standort Bayern bedeuten kann.
Christian Böllhoff glaubt, dass dies nicht so stark passieren wird, wie es am Anfang der Corona Pandemie prognostiziert wurde. Unternehmen werden eher ihre Zulieferer breiter aufgestellt suchen und global weiter verteilen, um Abhängigkeiten von einzelnen Ländern wie China zu vermeiden. Kritisch sieht er die Gefahr eines zwei Fronten Wirtschaftskrieges, so wie ihn Donald Trump propagiert. Statt auf einen ökonomischen kalten Krieg zwischen China und der westlichen Welt zuzusteuern vertraut Christian Böllhoff darauf, dass am Ende die wirtschaftliche Vernunft siegt.

Ein weiterer Zuschauer fragte, ob die Innenstädte durch die veränderte Mobilität und den Strukturwandel attraktiv bleiben werden.
Herr Böllhoff vermutet, dass es durch die Digitalisierung eine Veränderung in der Ladenstruktur geben wird. Vor allen Dingen Dienstleister mit Publikumsverkehr (Handwerker, Bildungsunternehmen, Berater, Gesundheitsunternehmen) werden sich in der Innenstadt ansiedeln. Es ist eine große Aufgabe für die Kommunalpolitik, hier eine Lösung zu finden, damit die Innenstädte attraktiv bleiben.

Mehr Dezentralisierung oder mehr regionale Unabhängigkeit, mehr Berlin oder mehr EU? Auch diese Frage wurde gestellt.
Christian Böllhoff antwortete lachend, dass man mit der Beantwortung dieser wichtigen Frage gleich den nächsten Onlinevortrag füllen könnte und versuchte, sich kurz zu halten. Wir haben hier eine ungute Gemengelage, meinte er. Europa muss gegen zwei so große Pole wie die USA und China unbedingt zusammenarbeiten, denn kleine Einheiten haben keine Chance. Dabei ist Europa einer der attraktivsten Märkte weltweit. Um stark zu sein, müssen wir Spielregeln zum Beispiel zu Digitalisierung, Wettbewerb und Datensicherheit aufstellen und diese mit Selbstbewusstsein durchsetzen, so wie es auch die USA und China machen. Europa hat sich immer dann weiterentwickelt, wenn es unter Druck geraten ist und Herr Böllhoff ist sich sicher, dass Europa auch dieses Mal wieder einen Schritt nach vorne machen wird. Die Stärke der Regionen ist dabei enorm wichtig, um den Wettbewerb hoch zu halten.

Welche Ausbildungen für unsere Kinder zukunftsfähig sind, bewegt die Familienunternehmer.
Auf diese super Frage hatte Christian Böllhoff eine einfache Antwort: Die Kinder sollen genau das tun, worauf sie Lust haben. Denn dann sind sie mit Herzblut dabei und besitzen einen eingebauten Wettbewerbsfaktor vor den anderen.
Ein wunderbarer Abschluss, denn eigentlich geht es bei diesem Thema doch nur um eins, die Zukunft der nächsten Generationen.

Einen herzlichen Dank an Christian Böllhoff für diesen spannenden Impulsvortrag und an das Team von der Bundesgeschäftsstelle der Familienunternehmer, die mit Support und Technik diesen Onlinevortrag möglich machten. Es moderierte Dr. Eva Vesterling, Regionalvorsitzende München/Südbayern.


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